„Roter Teppich“ für die Landesstelle –
Wiederaufforstungsprojekt „World Garden Mongolia“ erfolgreich unterstützt!
Im April 2019 war es endlich soweit, eine Dienstreise in die Mongolei zur Unterstützung des ehemaligen Landesstellenteilnehmers Erdenechuluun Dulamjav stand an. Schon seit mehreren Jahren geplant, aber aufgrund der kurzen Vegetationsperiode in der Mongolei, fehlender finanzieller Mittel und der zwischenzeitlichen Unterstützung anderer – vorrangig afrikanischer– Projekte konnte die Reise erst im Frühjahr 2019 durchgeführt werden.
Das Reiseteam bestand neben dem Landesstellenkoordinator aus Felix Fitschen von der Knobelsdorff-Schule (Regenerative Energien, Vermessung), Erich Gilberg von der Peter-Lenné-Schule (Tierpflege, Garten- und Landschaftsbau) und dem Filmemacher Michael Schäfer, der das Team ein weiteres Mal vor Ort mit der Kamera begleitete.
Das Projekt „World Garden Mongolia“ ist ein Wiederaufforstungsprojekt vor den Toren der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar (Ulan Bator). Menschen aus aller Welt haben dort die Möglichkeit, Bäume zu pflanzen oder Geld für Baumpflanzungen zu spenden, um ein Zeichen gegen Klimawandel und Umweltzerstörung zu setzen. Langfristig soll ein „Garten“ bzw. Wald aus einheimischen Lärchen in Form der fünf Erdkontinente entstehen.
In der Mongolei, insbesondere in der Umgebung von Ulaanbaatar, hat die Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung massive Ausmaße angenommen. Die Landschaft vor den Toren der mongolischen Hauptstadt war einst bewaldet; inzwischen hat der Raubbau an der Natur zur Rodung dieser Waldflächen geführt mit radikalen Folgen für die Landschaft. Regenwasser kann nicht mehr zurückgehalten und gespeichert werden, die schleichende Bodenerosion verschärft das Problem der Versteppung. Die Landschaft ist den Elementen Wind und Wasser schutzlos ausgeliefert, die Extremtemperaturen nehmen zu und der Schutz wildlebender Tiere durch Rückzugsmöglichkeiten in Waldgebiete ist nicht mehr gegeben. Hinzu kommt die extreme Luftverschmutzung in der Hauptstadt, da in den Wintermonaten in erster Linie mit schwefelhaltiger Braunkohle geheizt wird. Diese Situation hat negative gesundheitliche Auswirkungen auf einen großen Teil der in Ulaanbaatar und Umgebung lebenden Menschen (ca. die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Mongolei).
In den letzten Jahren wurde das Projekt ehrenamtlich von verschiedenen Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Erste Baumpflanzungen von Lärchen mit Schulklassen und Ehrenamtlichen aus der Hauptstadt konnten im Jahr 2016 unter fachlicher Anleitung eines pensionierten Försters vom Senior Expert Service (SES) erfolgreich durchgeführt werden.
Projektdurchführung
Die Aufgaben des Landesstellenteams im Frühjahr 2019 waren äußerst vielfältig. Von der Vermessung des Grundstücks, der Installation einer ökonomischen und ökologischen Bewässerungsanlage, der Instandsetzung einer Photovoltaikanlage und Wiederinbetriebnahme des Tiefbrunnens bis hin zur Sicherung des Grundstücks gegen Verbiss durch freilaufende Weidetiere. Und natürlich die Neu- und Nachpflanzung von einheimischen Bäumen (Lärchen und Ulmen), die in den letzten Jahren aufgrund von Wassermangel teilweise eingegangen sind.
Informations- und Erfahrungsaustausch
Neben diesen vornehmlich fachpraktischen Arbeiten in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung standen diverse informative und repräsentative Termine auf dem Kalender. So konnte gleich zu Beginn der Reise das landesweit bekannte Umweltbildungszentrum in Ulaanbaatar besichtigt werden. Dessen Leiterin Frau Sunjee informierte über ihr Programm für Schüler und Erwachsene zum Thema Nachhaltigkeit, präsentierte uns aber auch ihre Versuchsanlagen im Gewächshaus zur Anzucht von Pflanzen aus aller Welt. Neuerdings spielt Aquaponik dabei eine wichtige Rolle.
Das Thema Wiederaufforstung und die Auswahl einheimischer Bäume für das Projekt standen im Vordergrund bei der Besichtigung der Baumschule von Frau Tserendolgor, ca. 50 km östlich der Hauptstadt. Uns beeindruckte ein modernes Gewächshaus, in dem frisches Obst und Gemüse für den Markt in Ulaanbaatar produziert wird. Ähnlich arbeitet auch die Baumschule von Herrn Galsan in der Hauptstadt. Er kultiviert einheimische Bäume und Sträucher für Wiederaufforstungsprojekte in der gesamten Mongolei, zum Teil finanziert durch die Stiftung seines Vaters.
Der deutsche Botschafter in der Mongolei, Herr Stefan Duppel, empfing uns zu einem Erfahrungsaustausch und ließ sich das Projekt persönlich vorstellen. Die Botschaft unterstützt auf Initiative von Herrn Dulamjav finanziell die Synchronisierung eines Umweltfilms des deutschen Naturfilmers Jan Haft, der im September 2019 in der Mongolei uraufgeführt wird.
Beim Besuch der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Ulaanbaatar war neben dem Wiederaufforstungsprojekt die berufliche Bildung Schwerpunkt der Gespräche mit Herrn Passon (Landesdirektor) und Frau Dippmar (Projektmanagerin Berufliche Bildung). Im Anschluss konnte das Kompetenzzentrum Bau besichtigt werden, dessen Kollegium einen interessanten Einblick in den Betrieb einer beruflichen Schule mit zehn verschiedenen gewerblich-technischen Fachrichtungen gab.
Für alle Seiten informativ und aufschlussreich gestaltete sich der anschließende Erfahrungsaustausch mit Herrn Dendewiin Terbischdagwa. Er ist Abgeordneter im Parlament der Mongolei (Großer Staats-Chural), tritt mit seiner Initiative „Der fleißige Mongole“ schon seit Jahren für die Verbesserung der beruflichen Bildung ein und vermittelt in Kooperation mit der Berufsschule erfolgreich mongolische Auszubildende an deutsche Firmen.
Die Gedanken und Vorstellungen über den Umwelt- und Naturschutz in der Hauptstadt und ihrer Umgebung waren Themenschwerpunkt beim Gespräch mit dem Vorsitzenden des Stadtrats von Ulaanbaatar, Herrn Rentsendagva. Insbesondere die Flächen entlang des Tuul-Flusses vor den Toren der Hauptstadt erscheinen schutzbedürftig. Naturschutz und Erholung sollten bei der Ausweisung von Schutzgebieten gleichrangig betrachtet werden, so der Tenor des Gesprächs.
Ausflug in die Umgebung von Ulaanbaatar
Abgerundet wurde das Programm durch einen Ausflug in die Umgebung von Ulaanbaatar. Die Besichtigung des Nationalparks Chustain Nuruu mit seinen freilebenden Wildpferden war sicherlich ein Höhepunkt der Reise. Aber auch die buddhistische Klosteranlage Aglag Khiid, vom Lama G. Purevbat in der Provinz Tuv gegründet, begeisterte durch Fresken und aus dem anstehenden Gestein gemeißelte Skulpturen.
Die Besichtigung einer Goldmine und die dortigen Rekultivierungsarbeiten nach deren Schließung rundeten den Ausflug in das Umland gelungen ab und ließen uns mit vielfältigen, positiven Eindrücken und einem erfolgreich durchgeführten Projekt glücklich und zufrieden zurück nach Berlin reisen.
Die Ergebnisse der Reise möchten wir interessierten Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern und der Öffentlichkeit gern an unserem
„Mongolei-Nachmittag“ in der Peter-Lenné-Schule am 1. November 2019 ab 14 Uhr
präsentieren und laden dazu recht herzlich ein.
Klaus Pellmann
Landesstellenkoordinator
Bildnachweis:
© 2019 Erich Gilberg, Landesstelle