Eine weitere Bereicherung für den nachhaltig gestalteten (ökologischen) Schulgarten
Auch ein langer Planungsprozess findet irgendwann ein gutes Ende, das „Smart House“ auf dem Gelände der Peter-Lenné-Schule konnte Ende September 2020 feierlich eingeweiht werden. Vorausgegangen waren diverse Planungsrunden mit Studenten der SRH Hochschule Berlin, mit dem Ziel, ein kleines autarkes Lehr- und Versuchsgebäude auf dem Gelände der Peter-Lenné-Schule zu errichten. In diesem sollen ab 2021 Versuche zu smarter Haustechnik experimentell für Schülerinnen und Schüler der Peter-Lenné-Schule, der Landesstelle und Studentinnen und Student/-innen der SRH Hochschule durchgeführt werden. Aber zuerst einmal musste das Häuschen in enger Abstimmung mit der Ausbildungsabteilung der Knobelsdorff-Schule technisch durchgeplant, der Preis kalkuliert und auf dem Schulgelände aufgestellt werden.
Die Auszubildenden des Zimmererhandwerks unter Anleitung ihres Meisters Mähler, unterstützt durch die Bauleitung von Herrn Külzer, hatten im Rahmen ihrer Ausbildung im Jahr 2019 eine Holzfachwerkkonstruktion für ein kleines Haus in ihrer Werkstatt errichtet, die nur noch auf den Aufbau an einem geeigneten Standort wartete. Damit war der Anfang gemacht, nun ging es gemeinsam um den Auf- und Ausbau des kleinen Gebäudes.
Da das Haus aus möglichst nachhaltigen Baustoffen errichtet werden sollte, entstand ein ca. 10 m² kleines „Smart House“ in Holzständerbauweise, in Anlehnung an das benachbarte BELARE-Gebäude (BioEnergieLAbor für Regenerative Energieformen) mit einer aus Lärchenholz verkleideten und hinterlüfteten Fassade.
Bodenaufbau
Die Bodenplatte besteht aus einer 15 cm starken Betonplatte mit der Festigkeitsklasse C25/30. Diese wurde mit einer Lage Dichtungsbahn gegen aufsteigende Feuchtigkeit verklebt. Kanthölzer aus Nadelholz 10/10 cm, in einem Abstand von 50 cm verlegt, bilden die Unterkonstruktion für den Fußboden. Die Hohlräume wurde mit einer flexiblen Holzfaserdämmplatte gefüllt. Der Fußboden besteht aus einer technisch getrockneten Rauhspundschalung mit 24/130 mm aus Nadelholz, die sichtbar auf die Unterkonstruktion geschraubt wurde.
Fachwerk
Die Fachwerkkonstruktion, in der Knobelsdorff-Schule abgebunden, ist eine Konstruktion bestehend aus Stützen, Riegeln, Streben, Schwellen und Rahmenhölzern. Die verwendeten Kanthölzer aus Nadelholz mit einem Querschnitt von 10/10 cm, wurden traditionell und fachgerecht mit einer Zapfen-Zapfenlochverbindung und mittels Holznägeln miteinander verbunden und der Fundamentplatte aufgestellt.
Dämmung
Die Dämmung zwischen den Kanthölzern des Fachwerks erfolgte ebenfalls mit Hilfe einer flexiblen Holzfaserdämmplatte, ein baubiologisch nachhaltiges Produkt aus Nadelholzfasern mit einem sehr guten Kälte- und Hitzeschutz und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,036 W/(mK).
Außenverkleidung
Auf das Fachwerkgerüst wurde eine mittragende dampfdiffusionsoffene und winddichte Wand- und Dachplatte (DWD) mit 16 mm Stärke verschraubt, die ebenfalls sehr gute Wärmeleitfähigkeitswerte aufweist und die innenliegende Dämmung vor Feuchtigkeit schützt.
Die darüber liegende Konterlattung aus 3/5 cm Nadelholz-Dachlatten bildet das Gerüst für die nachfolgende Traglattung aus 4/6 cm Nadelholz-Dachlatten für die Verschalung.
Den äußeren Abschluss bildet eine unbehandelte Lärchenholzverschalung, ausgeführt als Boden-Deckelschalung aus 2/14 cm Lärchenholz-Brettern. Der „Boden“ sind auf Abstand verschraubte Lärchenholz-Bretter 2/14 cm, über die der „Deckel“ aus 2/7 cm Lärche-Latten befestigt wird.
Im Übergang zum Erdreich verhindern „AMROC“-Platten, eine umweltfreundliche, zementgebundene und witterungsbeständige Holzfaserplatte mit 30 cm Höhe und 16 mm Stärke, das seitliche Eindringen von Bodenfeuchtigkeit und Spritzwasser.
Schwarze Lüftungsprofile, gleichzeitig auch Insekten- und Vogelschutz an Übergängen von Wand- zu Dachflächen, eine Holztür und Fenster aus einheimischem Kiefernholz fügen sich harmonisch in das Bauwerk ein und ergeben einen schönen optischen Gesamteindruck.
Dachaufbau
Das analog zur Fassade gedämmte Dach ist mit farbig beschichtetem Trapezblech belegt, Regenrinnen und Fallrohre aus Zinkblech fangen das anfallende Regenwasser zur späteren Nutzung auf.
Innenausbau
Eine OSB Platte als „Plusenergieprodukt“ mit 15 mm Stärke, die Stöße mit luftdichtem Band verklebt, bilden die Basis für den im Frühjahr 2021 aufzubringenden Lehmputz, der neben dem baubiologisch günstigen Raumklima eventuell anfallende Ausdünstungen der Holzplatten kompensiert.
Außenanlage
Als kleines Projekt haben die GaLabau-Techniker des ersten Semesters den Bereich um das Gebäude geplant, so dass eine optimale Zugänglichkeit gewährleitet ist und sich das Gebäude mit Bepflanzung und begrünter Fassade harmonisch in das umgebende grüne Schulgrundstück einfügt.
Finanzierung
Das Gebäude wurde nicht nur als Gemeinschaftsprojekt geplant, sondern auch gemeinsam finanziert. Die Baukosten teilen sich die SRH Hochschule und die Landesstelle. Und durch einen kleinen finanziellen Zuschuss vom Förderverein der Peter-Lenné-Schule konnte das Projekt im Jahr 2020 erfolgreich umgesetzt werden.
Ausblick in die Zukunft
Im Jahr 2021 wird der Innenausbau des Gebäudes in Kooperation mit Student/-innen der SRH Hochschule und den Landesstellenteilnehmern projektorientiert fortgeführt. Eine Solaranlage auf dem Dach als Kombination aus Solarthermie und Fotovoltaik soll einen Großteil der benötigten elektrische Energie erzeugen, gespeichert in neuster Batterietechnik. Die solarthermische Anlage wird das Gebäude im Winter über eine Wandheizung unter dem Lehmputz mit Wärme versorgen. In den Sommermonaten kann die Anlage zur Gebäudekühlung genutzt werden. Neuste intelligente Steuerungs- und Regelungstechnik ergänzt das Gesamtkonzept, so dass das Gebäude in der Zukunft als Versuchs- und Experimentierfeld für verschiedenste Lerngruppen dienen wird und die Ausbildungsmöglichkeiten in und um das BELARE Gebäude sinnvoll erweitert.
Unser Dank gilt allen am Projekt Beteiligten, von der SRH Hochschule über die Peter-Lenné-Schule bis hin zur Landesstelle, vor allem aber den Auszubildenden der Knobelsdorff-Schule mit ihren Meistern und der Abteilung Arbeitsvorbereitung. Ohne deren tatkräftige Unterstützung und die perfekte handwerkliche Umsetzung hätte das Projekt sicherlich nicht in der kurzen Zeit von August bis September 2020 umgesetzt werden können!
Klaus Pellmann
Landesstellenkoordinator
Bildnachweis:
© 2020 Klaus Pellmann, Landesstelle